Klimafit in die Zukunft: Landkreis Kelheim wird zur „Schwammregion“

17. Dezember 2024: Landschaftswasserhaushalt im Fokus: Oberflächenwasserabfluss, Wasserspeicherkapazität der Böden, Grundwasserneubildung, Gewässerökologie

Trockenheit und Starkregenereignisse - auch Bayern hat zunehmend mit den Folgen der Klimaveränderung zu kämpfen. Extreme Starkregenereignisse führen zu verstärktem Oberflächenabfluss und Erosionsereignissen. Sonderkulturen wie Hopfen und Spargel können dabei besonders betroffen sein. Der Bodenwasserspeicher ist vielerorts reduziert. Wasser, das oberflächlich abfließt, kann nicht mehr zur Grundwasserneubildung beitragen und es fehlt bei Trockenphasen für das Pflanzenwachstum.

„Wir wissen, dass sich der Landschaftswasserhaushalt verändert, mit spürbaren Folgen für die Landnutzung, die Ökosysteme und den Menschen. Nun heißt es, mit kreativen Lösungsansätzen gegenzusteuern. Die Möglichkeiten der Verwaltung für Ländliche Entwicklung zur interessensgerechten Bodenordnung und zur Förderung baulicher Maßnahmen sind dabei unverzichtbar“, bestätigt Hans-Peter Schmucker, Leiter des Amts für Ländliche Entwicklung Niederbayern, über dessen Behörde das neue Förderprogramm des Bayerischen Staatsministeriums für Ernährung, Landwirtschaft, Forsten und Tourismus abgewickelt wird.

Letzteres hatte im Juni 2024 das Bewerbungsverfahren für das Aktionsprogramm „Schwammregionen in Bayern“ ausgelobt. Anfang November wurde der Landkreis Kelheim als eine von 10 Regionen in Bayern ausgewählt, die der Freistaat künftig in diesem Rahmen fördern wird.

Martin Neumeyer, Landrat und Vorsitzender des Landschaftspflegeverbandes Kelheim, freut sich sehr, dass der Landkreis bei dieser zukunftsweisenden Initiative mit dabei ist. „Es wurden in den letzten Jahren bereits punktuell Maßnahmen zur Verbesserung des Landschaftswasserhaushaltes angestoßen. Die Aufwertung des Forstmooses oder des Sippenauer Moores, die neue Initiative im Heiligenstädter Moos, eine Vielzahl an boden:ständig-Projekten zum Erosionsschutz oder das HumusTandem, ein Netzwerk aus Fachleuten mit dem Ziel des Humusaufbaus. Auf die Erfahrungen hieraus kann nun aufgebaut werden, um den Landkreis Kelheim nachhaltig klimafest zu gestalten“.

Das Aktionsprogramm „Schwammregionen“ zielt darauf ab, durch die Initiierung sinnvoller regionaler Maßnahmen, wieder mehr Wasser in der Landschaft und im Siedlungsbereich zurückzuhalten. Dies beinhaltet unter anderem die Entwicklung wasserrückhaltender und wasserabflussbremsender Formen der land- und forstwirtschaftlichen Nutzung sowie die Regulierung des Abflusses und den Rückhalt von Wasser in der Fläche. Beispiele sind naturnah gestaltete Rückhaltemulden und Dämme, höher gelegte Wege und Abflussmulden, Grünlandeinsaaten oder Landschaftselemente wie Hecken und Raine. Im Siedlungsbereich soll das Versickern von Regenwasser erleichtert werden und eine sinnvolle Regenwasserspeicherung erfolgen.

„Es ist wichtig, in der gesamten Bevölkerung ein gesteigertes Bewusstsein für dieses wichtige und zukunftsrelevante Thema zu schaffen!“ betont Bürgermeister Herbert Blascheck, Kreisvorsitzender des Bayerischen Gemeindetages, Kreisverband Kelheim. „Regenwasser soll nicht unser Problem sein, sondern vielmehr wertvolles Gut, das wir schätzen und sinnvoll nutzen. Im Rahmen des Labertal-Projektes konnten wir hier gemeinsam mit dem Landschaftspflegeverband Kelheim VöF e.V. erste gute Erfahrungen sammeln. Es freut mich auch sehr, dass die Kommunen im Landkreis hier mit den Fachverbänden und Fachbehörden durch die Koordination über den Landschaftspflegeverband an einem Strang ziehen“.

Klaus Amann, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes Kelheim VöF: „Nur durch die Kombination unterschiedlicher Maßnahmen und ein gemeinsames Engagement von Landwirten, Wasserwirtschaft, Naturschutz und Kommunalpolitik können die Herausforderungen der Klimaveränderung angegangen werden. Nicht nur in der Theorie, sondern mit praktischen Maßnahmen und Projekten vor Ort. Humusaufbau, Bodenleben aktivieren - der Regenwurm ist ein entscheidender Helfer, Wasserabflüsse einbremsen, Wasserrückhalteflächen schaffen, Untersaaten, Grünland in problematischen Bereichen um nur einige Ansatzpunkte zu nennen. Wir brauchen ein gutes, vertrauensvolles Zusammenwirken von Landwirtschaft, Wasserwirtschaft, Naturschutz mit den Kommunen, um die Region klimafit für die Zukunft zu machen. Der Freistaat Bayern hat mit der neuen Förderinitiative dazu gute Rahmenbedingungen geschaffen.“