Gemeinsame Exkursion in das Hofgut Land.Luft

30. Juli 2020: Landwirte und Metzger aus dem Naturpark Altmühltal haben die stressfreie Schlachtung für das „Altmühltaler Weiderind“ im Fokus

Mit dem aus LEADER-Mitteln geförderten Projekt „Umsetzung Regionalinitiative Altmühltaler Weiderind“ hat sich der Naturpark Altmühltal (Südliche Frankenalb) e.V. zum Ziel gesetzt, eine Regionalmarke zu schaffen, mit der Verbraucher die Gewissheit bekommen, regionale Fleischqualität von naturnah gehaltenen Weiderindern zu erhalten. Insbesondere die hofnahe und stressfreie Schlachtung auf der Weide stellt dabei ein besonderes Qualitätsmerkmal der künftigen Marke „Altmühltaler Weiderind“ dar. Im Laufe der Erarbeitung der Verarbeitungs-, Vertriebs- und Vermarktungsstrukturen hat sich aber genau dieser Aspekt als die größte Herausforderung herauskristallisiert. Denn einerseits müssen im Vorfeld viele rechtliche Bestimmungen geklärt werden, andererseits bedeutet die Umstellung auf eine hofnahe Schlachtung für Landwirte und Metzger zunächst eine Mehrinvestition, die sich am Ende rechnen muss. Dass es und wie es funktioniert, davon konnten sich vor kurzem 25 Landwirte und Metzger aus dem Naturpark Altmühltal sowie weitere Projektbeteiligte bei einer Exkursion zum Hofgut Land.Luft in Leberfing, Landkreis Rottal-Inn überzeugen.

Das Hofgut Land.Luft, ein Bio- und Naturlandbetrieb mit Ganzjahresfrreilandhaltung, wurde vor etwa 3 Jahren auf Initiative von Familie Lindner auf einem brachliegenden Hof aufgebaut. Heute werden dort Schweine und Rinder auf einer Weide geboren, aufgezogen und verbleiben auf der Hofstelle bis zu Schlachtung. Die Schlachtung erfolgt direkt auf dem Hofgelände und das Fleisch wird in der eigenen Hofmetzgerei verarbeitet und über den Hofladen, die Hofgastronomie, Markstände oder über den Online-Handel vermarktet. Bei einer etwa zweistündigen Führung erläuterte Geschäftsführer Josef Straubinger Philosophie, Hintergründe und Hindernisse des außergewöhnlichen Vorhabens und schilderte eindrücklich viele Details zum Ablauf der Weidehaltung bis hin zum Schlachtvorgang. Dass das Tierwohl bis in letzter Konsequenz oberste Priorität hat kommt an: „Unsere Tiere werden niemals in den Schlachtanhänger getrieben. Sie gehen hier von klein auf aus und ein und sind daher mit den Vorrichtungen vertraut. Am Tag der Schlachtung werden sie mit Futter angelockt. Dadurch verspüren sie bis zum Schluss keine Angst- und Stresssituation“, erklärt Straubinger. Die Landwirte und Metzger aus dem Naturpark Altmühltal zeigten sich beeindruckt und inspiriert. „Ich sehe das als die einzig logische Konsequenz: wenn ich meine Tiere ihr ganzes Leben auf der Weide halte, möchte ich auch, dass sie bis zum Schluss ihre vertraute Umgebung nicht verlassen müssen“, bemerkt eine Teilnehmerin in der anschließenden Diskussionsrunde. Bedenken gibt es allerdings von Seiten der anwesenden Metzger. Einzelne befürchten, dass ihre Kundschaft nicht bereit sei, für das Fleisch einen höheren Preis zu zahlen. Aus diesem Grund soll auf eine vielfältige Vermarktungsstruktur gesetzt werden. Was in Leberfing auf einem einzigen Betrieb geschieht, soll im Atlmühltal künftig über mehrere lokal verteilte Landwirte, Metzgereien und Gastronomiebetriebe abgewickelt werden. Organisiert und gemanagt werden alle Prozesse von der Kommunikation, Planung, Vertragswesen bis hin zum Marketing durch eine noch zu gründende Vermarktungsgesellschaft. An diesem Unternehmen können sich Landwirte und Metzger beteiligen, die aus einem der sieben Landkreise stammen, über die sich der Naturpark Altmühltal erstreckt. Dazu zählen die Landkreise Eichstätt, Weißenburg-Gunzenhausen, Donau-Ries, Neumarkt, Regensburg, Roth und Kelheim. Interessenten können sich bei dem Naturpark Altmühltal (Südliche Frankenalb) e.V. melden.

Aus Sicht des Naturpark Altmühltal e.V. und des Projektpartners Landschaftspflegeverband Kelheim VöF e.V. bietet das Vorhaben neben dem Tierwohlaspekt viele weitere Vorteile: Zum einen bleibt durch eine Ausweitung extensiver Beweidungsformen die im Naturpark Altmühltal historisch gewachsene, ökologisch wertvolle Kulturlandschaft erhalten. Zum anderen werden sowohl die bäuerliche Landwirtschaft, handwerkliche Metzgereibetriebe und die heimische Gastronomie als auch der naturnahe Tourismus in der Region gestärkt und damit regionale Wertschöpfungsketten gefördert. Das „Altmühltaler Weiderind“ soll – wie das „Altmühltaler Lamm“ für ernährungs- und umweltbewusste Verbraucher ein ganz besonderes, vertrauenswürdiges und regionales Geschmackserlebnis werden, das gleichermaßen hohen ethischen und ökologischen Ansprüchen Rechnung trägt.

 

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