Eh-da Flächenprojekt - Hier wächst Wildnis im Landkreis Kelheim
Projektname | Eh-da: Der Landkreis Kelheim blüht auf |
Projektträger | ILE-Verbünde im Landkreis Kelheim (ABeNS, Hallertauer Mitte, Donau-Laber) sowie die Kommunen Kelheim, Riedenburg, Painten, Essing, Ihrlerstein |
Projektmanagement | Landschaftspflegeverband Kelheim VöF e.V. |
Projektstatus | bewilligt |
Projektlaufzeit | 2020 bis 2024 |
Förderung | Amt für ländliche Entwicklung, Landschaftspflege- und Naturparkrichtlinien |
Eh-da Flächen sind ein vom Amt für Ländliche Entwicklung gefördertes Projekt zur Schaffung bzw. zum Erhalt von ökologisch wertvollen Strukturen auf kommunalen Flächen. Dazu werden vorrangig Offenlandflächen die weder einer landwirtschaftlichen Nutzung noch einer naturschutzfachlichen Pflege unterliegen ausgewählt. Diese "Eh-da" Flächen sollen wieder als Lebensraum für heimische Tier- und Pflanzenarten dienen. Außerdem sollen sie als Vernetzungsstruktur zwischen Lebensräumen dazu beitragen den Biotopverbund im Landkreis zu erweitern. Eh-da Flächen sind in der Agrarlandschaft eine knappes Gut, deshalb ist es umso wichtiger, die letzten vorhandenen Rückzugsgebiete zu sichern und zum Schutz der biologischen Vielfalt effizient zu nutzen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die Nutzung von gebietsheimischen (autochthonen) Ressourcen, zB. Samen aus Mähgutübertragung oder autochthonem Saatgut. Des Weiteren soll mit angepasster Mahd und geeigneten Mähzeitpunkten im Laufe der Jahre ein höheres Artenspektrum auf den Flächen erreicht werden. Es wird auf Düngemittel sowie Pestizide verzichtet. Die Eh-da Flächen im Landkreis Kelheim sind auch von daher ein besonderes Projekt, da sich alle Kommunen im Landkreis und der Landkreis Kelheim dazu bereit erklärt haben, Flächen für die ökologische Aufwertungen zur Verfügung zu stellen.
Eh-da Flächen an sich sind prädestiniert für den Wildbienenschutz. Um Wildbienen zu schützen ist es einerseits wichtig, genügend Nahrungsquellen in Form von Blütenpflanzen zu bieten. Andererseits muss aber auch der gesamte Lebensbereich einer Wildbiene auf der Fläche abgedeckt sein, denn die meisten Fluginsekten haben nur eine geringe Bewegungsdistanz von mehreren hundert Metern. So muss eine Fläche auch Nistmöglichkeiten in Form von hohlen Stängeln, Totholz oder Rohböden bieten. Die Hauptnahrungsquelle der Wildbienen stammt von heimischen Wildpflanzen. Viele Spezialisten unter den Wildbienen nutzen auch Blätter oder Fasern dieser Pflanzen zum Auskleiden der Bruthöhlen. So ist das Anpflanzen und Ansähen von heimischen Pflanzen deutlich vorteilhafter als das von nicht-heimischen Pflanzen. Die angesprochenen Strukturen werden aber nicht nur von Wildbienen genutzt. So benötigen auch Schmetterlinge Rohböden beispielsweise zur Mineralstoffaufnahme oder zum Sonnen. Auch sie haben sich häufig auf bestimmte heimische Pflanzen zur Eiablage oder zur Larvenaufzucht spezialisiert. Da Wildbienen häufig hochspezialisiert sind, schützt man, indem man ihren speziellen Ansprüchen gerecht wird, automatisch viele weitere Artengruppen im Bereich der Insektenwelt. Hier zu nennen wären vor allem Schnabelkerfe, Netz-, Zwei- und Hautflügler, Heuschrecken, Ameisen und Käfer. Nicht zu vernachlässigen ist gerade bei den kleinen Flächen eine Erhöhung der Flugreichweiten. Kleine, zerstreut verteilte Flächen können als Trittstein fungieren, um Distanzen zu nahe gelegenen größeren Biotopen zu überwinden. Gerade da Fluginsekten nur kurze Strecken zurücklegen können, helfen solche Flächen als kleine Bausteine eines zusammenhängenden Netzwerkes. Langfristig bietet sich hier die Möglichkeit solche Flächen in einen Biotopverbund zu integrieren und so der Fragmentierung entgegenzuwirken.
Der Landkreis Kelheim geht mit den Eh-da Flächen einen wichtigen Schritt, möchte mehr als nur Nahrung für Insekten und menschliche Augen bieten und erhofft sich durch ein landkreisübergreifendes gemeinsames Projekt einen neuen Blick auf die Schönheiten ökologischer Flächen. Dafür muss auch ein Umdenken bezüglich der „Sauberkeit“ auf solchen Flächen stattfinden.
Malwettbewerb: Heimische Insekten auf unseren Wiesen und Äckern
Am 29. Juni 2020 hat sich unsere Jury getroffen, um einen schwere Entscheidung zu treffen: Welches der 89 eingereichten Bilder soll unser neues Logo für die Eh-da Flächen werden? Die Entscheidung fiel uns nicht leicht. Letztendlich wurden von unserer Jury drei Bilder gewählt. Der erste Platz ging an "Grashüpfer" von Silvia K., der zweite Platz an den "kleinen Feuerfalter" von Sarah K. und der dritte Platz ging an die "Ameise" von Lorenz T.. Herzlichen Glückwunsch an unsere Gewinner!
Schulprojekt Sandarium
Im Frühjahr 2021 haben sich Schüler der FOS/BOS Kelheim im Rahmen eines Marketingprojekts des Themas Insektenschutz angenommen. Im Zuge des Projekts wurde ein kleines Insektenhotel gebaut und ein Informationsstand erstellt. Unterstützt wurden Sie dabei von den Biologinnen Christine Linhard und Michaela Powolny. So ein Insektenhotel mit Totholzangebot bietet leider nur einigen wenigen Wildbienenarten Unterkunft für Ihre Nachkommen. Von den über 550 Wildbienenarten nisten 50% ausschließlich in der Erde, zwei Drittel davon sind bedroht. So entstand gemeinsam mit den Schülern die Idee, im Sommer 2021 ein Sandarium für erdnistende Wildbienen zu bauen. Begleiten Sie uns auf dem Entstehungsweg unseres Wildbienenhotels Deluxe.
Die Fläche
Bevor so ein Projekt begonnen werden kann, muss man sich eine grundlegende Frage stellen: Was brauchen Wildbienen? Die Krux ist: Das kann nicht abschließend für alle Arten beantwortet werden. Wildbienen haben ganz unterschiedliche Ansprüche. Sie reichen von
- Sandböden bis zu Lehmböden
- ebenen bis zu stark geneigten Böden
- vegetationslosen über leicht bewachsenen bis zu stark bewachsenen Böden
Es müssen also möglichst viele Strukturen mit unterschiedlichen Substraten, Bodenneigungen und Bewuchs geschaffen werden, um möglichst viele Wildbienen anzusprechen. Zudem braucht es die Kombination aus Kleinstrukturen für Nistmaterial und Nahrungsangebot, sowohl für die Wildbienen als auch für ihre Brut. Konkret brauchen Wildbienen im nahen Umfeld um ihr Nest das richtige Nahrungsangebot und das richtige Baumaterial.
Das Nahrungsangebot sollte für unser Sandarium bereits abgedeckt sein. Wir dürfen es nämlich auf einer Wiese der Gemeinde Saal an der Donau bauen, die schon in der Vergangenheit heimische Pflanzen beherbergte und im östlichen Bereich an ein kleines Wäldchen angeschlossen ist. Durch Umbauten befindet sich die Wiese momentan zwar in einem schlechten Zustand, wir sind aber zuversichtlich, dass wir das Artenpotential durch geeignete Pflege wieder aufleben lassen können.
Der Sand
Sand ist ein schwieriges Thema, denn Wildbienen nehmen nicht irgendeinen Sand. Er muss zunächst ungewaschen sein, mit 0-Anteil, das heißt: Der Sand muss einen Teil Lehm beinhalten. Er muss beim Zusammendrücken auch zusammenhalten, darf aber nicht so fest verklumpen, dass er beim Anstoßen nicht wieder auseinanderfällt. Eine Ortsbegehung in der Kiesgrube war nötig, um den richtigen Sand zu finden. Von Ramona Wieland (Obst- und Gartenbauverein Saal a.d.Donau) kam der Tipp es bei der Firma Kürzl zu versuchen.
Steine, Totholz und Anlieferung
Die Steine für die Umrandung unseres Sandariums wurden uns von der Familie Linhard/Hierlmeier gespendet. Der Bauhof von Saal a.d.Donau hat uns geholfen die Steine auf die Fläche zu bringen. Lucia Gruber wird uns noch Totholz spenden. So sind wir in der Lage, verschiedene Ebenen und Nistmaterial anzubieten. Danke an alle Spender! Bald geht es los, dann berichten wir weiter.
Sandariumbau: Erster Tag
Morgens um 8 auf der Fläche, der Bauhof hat uns schon Schaufeln und Schubkarren vorbeigebracht. Wir haben zwei Tage angesetzt um aus dem Berg Sand einen wertvollen Lebensraum für Wildbienen zu gestalten. Angesichts des Berges an Sand kommen bei der Projektleiterin leise Zweifel auf, ob zwei Tage ausreichen werden. Erst mal anfangen....
Hochmotiviert wird ein Teil angezeichnet und die Ränder des Sandariums festgelegt. Sechs Meter darf es schon haben. Die Sanddicke muss mindestens 50cm betragen. Erdnister graben zum Teil ihre Bruthöhlen sehr tief ein. Oben ist nur ein kleines Loch zu sehen, aber darunter verbirgt sich oft ein Bruthöhlensystem.
Etwas über eine Stunde später haben wir schon eine beachtliche Menge Erdaushub fabriziert. Kurze Diskussion darüber wie tief wir ausschaufeln. Wir beschließen, dass 15cm genügen, auch weil der Boden sehr schwer ist und sich durch das Schaufeln immer weiter verdichtet.
Hier der Grund warum Sandariumbauten reine Handarbeit sind: Der Sand muss Schicht für Schicht verdichtet werden. Wir haben es zunächst mit Handschaufeln versucht, aber schnell herausgefunden, dass diese selbstgebastelten Brettschuhe Gold wert sind. Zwar sind wir mit dem Aushub noch nicht fertig, aber um uns zu motivieren, füllen wir eine Seite schon mal mit Sand.
Die wunderschönen Steine von der Familie Linhard/Hierlmeier machen sich super als Umrandung. Doch oh Schreck: Ein kurzer Blick auf den Steinhaufen verrät, dass die Steine erstens zu klein und zweitens, viel schlimmer, viel zu wenige sind. Ein kurzer Anruf beim Bauhof löst unser Problem. Sie holen uns morgen nochmal Nachschub. Wir freuen uns und verarbeiten jetzt erstmal die, die da ist.
Wow, ein halber Tag ist rum und wir haben wirklich schon viel geschafft. Der Umriss ist komplett ausgehoben, jetzt können alle Sand einfüllen, während einer verdichtet. Es geht viel schneller als gedacht.
Ein kleines vorläufiges Schild informiert über das Objekt. Das offizielle Schild kommt erst im neuen Schuljahr und wird von den Schülern gestaltet. Bis dahin muss das windschiefe kleine Hölzchen ausreichen. Im Hintergrund ist die Nachbildung des Keltenwalls zu sehen. Nein, Scherz, aber wenn man so eine Mauer schichtet würdigt man die Leistungen unserer Vorfahren gleich noch mehr.
Sandariumbau zweiter Tag
Am zweiten Tag werden wir schon überrascht: Die ersten Wildbienen erobern unser Sandarium. Es wird schon fleißig gegraben, der Sand fliegt mehrere Zentimeter aus dem winzigen Löchlein. Große Freude bei uns, der Sand wird angenommen, ein gutes Vorzeichen!
Neuer Flyer informiert über die Pflege und Anlage insektenfreundlicher Wiesen
Liebe Naturschutzinteressierte,
Ihr besitzt einen ungenutzten Bauplatz, legt einen Garten neu an, oder wollt einfach mehr für Insekten im eigenen Garten tun? Unser neuer kleine Ratgeber soll helfen Insekten für Eure Fläche zu begeistern. Nicht nur für diese ist eine artenreiche Wiese nützlich, Ihr selbst könnt in den faszinierenden Mikrokosmos der Insekten eintauchen.
Warum wir handeln müssen:
Das Insektensterben hat dramatische Ausmaße angenommen und erfordert ein globales Umdenken. Die Insekten brauchen unsere Hilfe!
Damit Insekten auf Dauer überleben können, müssen unter anderem Schutzgebiete miteinander vernetzt werden. Diese Vernetzung kann in Form von kleinen Flächen, die als Trittsteine dienen, erfolgen.
Über diese Trittsteine können sich Insekten, ganz wie auf Zubringerstraßen, gefahrlos bewegen. So erreicht man eine Vernetzung vieler kleinerer Trittsteine die, zusammen mit größeren Schutzgebieten, ein Netzwerk aus Nahrungs-, Balz-, Brut- und Eiablageplätzen bilden: Die Grundlage für ihr langfristiges Überleben. Werdet auch Trittsteinbesitzer und legt eine eigene artenreiche Wiese auf Eurem Grundstück an. Wie das geht erfahrt Ihr in unserem Ratgeber. PS: Es gibt auch eine kleine Mitmachaktion, macht mit, wir freuen uns über Eure Bilder!